Interview mit Brand-Journalism-Dozentin Bettina Bono
Bettina Bono, was fasziniert dich am Journalismus im Allgemeinen?
Ich liebe Geschichten. Und als Journalistin darf ich Geschichten erzählen – auch über Menschen und Dinge, die sonst keine Stimme hätten. Dass mich mein Job auch nach über 20 Jahren noch nie langweilte, finde ich im Übrigen sehr faszinierend. Das schaffte bislang nicht einmal Schokolade.
Wie bist du in dieses Metier eingestiegen?
Als Quereinsteigerin. Roger Schawinski suchte damals für eine neue Tele24-Sendung Journalistinnen und Journalisten mit Wirtschafts-Background. Also startete ich als TV-Produzentin einer Wirtschaftssendung und wurde Jahre später als Videojournalistin und Produzentin einer People-Sendung. Nebenbei schrieb ich für Magazine. Dieses Nebenbei wurde mit meinem Wechsel zur Schweizer Illustrierten zu meiner Hauptbeschäftigung.
Deine bisherigen beruflichen Stationen waren sehr vielfältig. Bei der SI warst du Ressortleiterin Unterhaltung, danach Chefredaktorin des Ringier Magazins Domo. Vielleicht kannst du von ein, zwei besonders spannenden oder speziellen Momenten aus dieser Zeit berichten?
Aufgewachsen in einem Dorf mit knapp 1’000 Einwohnern erlebte ich als Journalistin doch so manchen «Kneif mich mal»-Moment. Zum Beispiel als mir Ursula Andress in ihrem Wohnzimmer ihre «James Bond – 007 jagt Dr. No»-Behind-the-Scenes-Geschichten erzählte. Das Ganze von schwerster Barockmusik untermauert, die im Hintergrund lief. Und wie mir Michael Schumacher auf den Knien den Sitz im Privatjet richtete, um mir danach einen Kaffee zu holen. Solche Szenen sind unvergesslich, weil sie mir diese Menschen in ihrer Natürlichkeit nahbar gemacht haben. Mein persönliches Highlight ist aber unbestritten das Interview mit Pete Souza. Der Fotograf, der damals die Amtszeit von US-Präsident Barack Obama dokumentierte, empfing mich im Weissen Haus. Es war die Krönung einer hartnäckigen und langwierigen Vorarbeit.
Bettina Bono zu Gast im Weissen Haus in Washington.
Du arbeitest im Ringier Brand Studio. Was genau ist deine Aufgabe?
Als Senior Editor geht es einmal mehr um Storytelling. Absender sind unsere Kundinnen und Kunden. Es sind ihre Themen und Wünsche, die wir umsetzen. Ich mache das mit Fokus auf Print. Das heisst, ich erarbeite Konzepte – teils ganze Magazine – oder entwerfe Storylines. Wenn ich nicht selbst schreibe, suche ich dafür geeignete Journalistinnen und Journalisten, setze die Bildsprache fest, buche Fotografinnen/Fotografen. Ich begleite das Projekt, bis das fertige Resultat vom Layout in die Druckerei geht.
Was ist das Besondere an Brand Journalism – wozu du ja an der Text Akademie dozierst. Worauf muss man achten?
Dass das Endresultat, auch wenn eine Firma als Absender fungiert, keine Werbung ist. Sonst verdient es die Bezeichnung «Journalism» nicht. Und genau dafür bezahlt uns die Kundin/der Kunde. Wir sollen in unserer Eigenschaft als Journalistinnen und Journalisten amten – wir müssen die unbequemen Fragen stellen und darauf bedacht sein, dass das Resultat für die Leserschaft interessant und lesenswert ist.
Worauf freust du dich bei dieser für dich neuen Tätigkeit als Dozentin im CAS Storytelling und Brand Journalism?
Auf die Inputs und Fragen der Studierenden! Dank ihren Ideen, Ansätzen und Sichtweisen wird sich Brand Journalism auch mir wieder von einer neuen Seite zeigen. Getreu nach dem Motto: In every job that must be done there is an element of fun!
Das Gespräch führte Christoph Soltmannowski.